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Service – Ihr Besuch im Konzerthaus – Konzert-Etikette
Großes Foyer

Großes Foyer © Lukas Beck

Konzert-Etikette

»Dem Gerechten keine Gesetze und dem Weisen keine Ratschläge (Vincencio Juan de Lastanosa, 1653) – getreu diesem Motto gibt es für den Konzertbesuch keine Verhaltensregeln, die wesentlich über jenes Maß an höflichen Umgangsformen und gegenseitiger Rücksichtnahme hinausgehen, wie sie auch im Alltag gelten (sollten). Zu den wenigen situationsspezifischen Fragen möchten wir Ihnen im folgenden einige Empfehlungen und Orientierungshilfen anbieten.

Rock 'n' Rollkragen

Zur Bekleidung im Konzert ist prinzipiell zu sagen: Ja. Darüberhinausgehende Vorschriften zu Menge, Qualität und Eleganz der Ausstattung gibt es im Wiener Konzerthaus nicht, denn um eine Veranstaltung genießen zu können, sollte man sich auch in seiner zweiten Haut wohlfühlen. Allerdings: Wer einen Konzertbesuch auch hinsichtlich der Kleidung als besonderes Ereignis wahrnimmt, wird möglicherweise sich selbst wie auch den anderen Besuchern eine Freude bereiten.

»Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt …

… der weite Weg entschuldigt Euer Säumen.« So weit, so gut. Allerdings hat unser Publikumsdienst die Aufgabe, verspätete Konzertbesucher erst zwischen den einzelnen Werken in den Saal einzulassen, um eine Störung der Veranstaltung zu vermeiden. Auch wenn es ärgerlich ist, unter Umständen wegen einer zweiminütigen Verspätung einen Teil des Konzerts zu versäumen: Haben Sie bitte Verständnis für diese Regelung, die ja auch Ihnen, als üblicherweise pünktlichem Besucher, immer wieder zugute kommt.

Geräusche (elektronisch)

Auch wenn ein Werk oder seine Interpretation Ihren Ansprüchen gelegentlich nicht entsprechen sollte, unterdrücken Sie Ihr Bedürfnis, die Aufführung durch Klingeltöne (auch klassische Melodien!), Piepsen oder improvisierte Dialoge zu bereichern. Handys, Pager, Weckerfunktionen an Armbanduhren o. ä. sollten daher vor Konzertbeginn unbedingt deaktiviert werden. Meldet sich ein Gerät entgegen jeder Erwartung dennoch, empfiehlt es sich im Sinne einer gedeihlichen Atmosphäre im Saal, nicht nur Anrufe nicht entgegenzunehmen, sondern auch Folgegeräuschen (nochmaligen Anrufen, Nachrichtenempfangsignalen etc.) durch sofortiges Abschalten des Geräts vorzubeugen.

Geräusche (biomechanisch)

Ein heroischer Kampf: Der Hals kratzt, die Nase juckt, die Augen tränen und die Ohren sind bereits verschlagen: Husten- und Niesreiz sind nicht immer zu kontrollieren, entsprechende Geräusche gelegentlich unvermeidbar. Der Nachteil eines akustisch guten Konzertsaals ist allerdings, dass nicht nur die Töne vom Podium allseits gut zu hören sind. Auch Geräusche aus dem Publikum werden aufgrund des (musikalisch so vorteilhaften) Nachhalls im ganzen Saal deutlich vernommen, wesentlich lauter als etwa in einem akustisch »trockeneren« Kino- oder Theatersaal.
Doch wie beim Waldhorn gilt auch hier: »Gestopfte« Töne werden von (den anderen) Konzertbesuchern hinsichtlich Lautstärke und Klangfarbe als angenehmer empfunden. Ein vorgehaltenes Taschentuch kann Wunder bewirken, ein Schal, ein Pullover- oder Jackenärmel tut es zur Not auch.
Ein spezifisches Phänomen ist das oft ausgeprägte Bedürfnis, in den Pausen zwischen Sätzen zu hüsteln bzw. sich zu räuspern. Obwohl manch Besucher dies für einen rituell notwendigen Bestandteil eines Konzertabends halten dürfte, können die damit verbundenen Geräusche Interpreten und Publikum durchaus nachhaltig irritieren. Hier empfiehlt es sich, wenn möglich einen Moment größerer Lautstärkenentwicklung seitens der Interpreten (musikalisch: »forte« bzw. »fortissimo«) abzuwarten. Ein Räuspern während einer Fortissimo-Stelle vernimmt höchstens der Sitznachbar, während das gleiche Geräusch in der Satzpause den ganzen Saal (zwangs)beglückt.
P. S. Hustenbonbons lassen sich nach einem bisher unerklärlichen Naturgesetz auch während des lautesten Konzerts niemals geräuschlos auswickeln.

Beifälliges

Spontane Gefühlsäußerungen nach einer Darbietung gehören zu den stimmungsvollsten Elementen eines Konzerts, also machen Sie Ihren Emotionen ruhig Luft. Die Römer kannten zahllose verschiedene Arten des Applaudierens, von denen nur noch die wenigsten in Gebrauch sind, darunter leider zwei, die meist als störend empfunden werden:
1. Applausus interrumpens: Wer nach jedem Stück eines mehrteiligen Werkes (z. B. Klavierzyklen) oder nach jedem Stück eines vielgliedrigen Programms (z. B. Liederabende) applaudiert, zeigt zwar Begeisterungsfähigkeit und Kondition, fragmentiert allerdings die Darbietung in schmerzlicher Weise.
2. Applausus praecox: Wer ungeachtet der musikalischen Stimmungslage applaudiert, wenn der letzte Ton noch nicht oder kaum verklungen ist, beweist zwar Kennerschaft und Reaktionsvermögen, aber möglicherweise wenig Sensibilität für das notwendige stille »Nachatmen« so mancher Musik. In beiden Fällen gilt: Lieber erst einmal durchatmen, seine Gefühle verarbeiten und eventuell langsam bis Drei zählen – danach ergibt sich alles Weitere von selbst.

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