Schnitt durch das Wiener Konzerthaus, Planansicht, 1911
Bauplatz des Wiener Konzerthaus, 1900
Architektur
Als das Wiener Konzerthaus nach nur zweijähriger Bauzeit im Jahre 1913 eröffnet wurde, gehörte es zu den modernsten Großbauten der Donaumonarchie. Errichtet wurde es von den berühmten Theaterarchitekten Ferdinand Fellner und Hermann Gottlieb Helmer in Zusammenarbeit mit Ludwig Baumann, und es setzte neue Maßstäbe hinsichtlich Architektur, Besucherfreundlichkeit, Bau- und Haustechnik. In seiner Innenraumgestaltung kam die fast 40jährige Erfahrung der Architekturbüros Helmer und Fellner zum Tragen: Die Foyerbereiche und Stiegenhäuser ermöglichten den ungehinderten Zu- und Abstrom von etwa 4.000 Personen; die drei Säle – alle auf einer Ebene gelegen und dennoch akustisch voneinander unabhängig – konnten parallel bespielt oder auch gemeinsam für eine Veranstaltung genutzt werden; Akustik und Atmosphäre des Hauses waren für ein breites Spektrum kultureller Veranstaltungen ideal; die Anlage und Verteilung der Gastronomie mit Buffets, einem Kaffeehaus und drei Restaurants entsprach allen gesellschaftlichen Ansprüchen eines modernen Konzertbetriebs. Großzügigkeit und Bequemlichkeit der Anlage begeisterten Publikum wie Kritik gleichermaßen, waren sie doch in Wiens traditionsreichem Musikleben bislang unbekannt gewesen.
In architektonischer Hinsicht ist das Wiener Konzerthaus eine Rarität. In ihm verschmelzen Elemente des späten Historismus, des Sezessionismus und des Jugendstils zu einem Ensemble ganz eigener Prägung. Dank der hohen künstlerischen Qualität des Baus gab es im Lauf der Jahre nur wenige Umbauten und Reparaturen, die zudem die Struktur des Hauses weitgehend im Originalzustand beließen. Die Generalsanierung des Hauses (1998–2001) hat es verstanden, sich diesen Umstand zunutze zu machen: Die historische Bausubstanz wurde teils rekonstruiert, teils renoviert, und das Gebäude wurde mit modernster Technik sowie einem vierten Konzertsaal (dem Berio-Saal) ausgestattet. Dem behutsamen Umgang mit dem architektonischen Erbe ist es zu verdanken, dass sich das Wiener Konzerthaus heute zu den modernsten und gleichzeitig traditionsreichsten Konzerthäusern der Welt rechnen darf.