Gegen Gewalt und für den Frieden
Das ungeheure Leid verursacht durch die Zerstörung und die unvorstellbaren Gräuel des Krieges gegen die Ukraine erschüttert die Welt.
Dieses Leid wird die Beziehungen zwischen den Ländern über Generationen hinweg belasten und die Ukraine, Russland und auch Europa verändern. Angesichts der dramatischen Lage muss unser Augenmerk vorrangig den Menschen gelten, denen zu helfen wir unmittelbar aufgerufen sind. Dieser Angriff auf die territoriale Integrität der Ukraine ist aber auch als Angriff auf das Wertefundament des demokratischen, pluralistischen und freien Europas zu begreifen.
Die menschenverachtende Aggression und die Kriegsverbrechen lösen starke Emotionen aus. Diese Emotionen und der Versuch nach ihrer Einordnung macht auch vor den in Russland ansässigen kulturellen Einrichtungen und Musiker:innen nicht Halt. Russische Musiker:innen, Ensembles, Orchester und auch Repertoire von Komponist:innen aus Russland werden vor allem in den sozialen Medien unter Verdacht gestellt, mit dem Unrecht zu sympathisieren. Das mag als Akt der Solidarität mit den Leidenden erscheinen, gerechtfertigt ist es nicht, denn eine solche Haltung verschließt die Türen auch für die Musiker:innen, die mit ihrem künstlerischen Tun für humanistische Werte stehen.
Unbestritten ist, dass viele Lebensbereiche, von der Wirtschaft über die Wissenschaft bis hin zur Kultur, zwischen Russland und Europa eng verbunden sind. Aus diesem Grund ringen wir auf vielen Ebenen um eine angemessene Haltung gegenüber Russland. Dabei geht es nicht im Ansatz um eine Relativierung oder gar Rechtfertigung des Krieges. Es geht um Antworten auf die enorme Bedrohung der westlichen Wertegemeinschaft durch den von Putin initiierten Krieg in Europa.
Gerade in dieser Situation braucht es Menschen, die für humanistische Werte stehen und an der zivilgesellschaftlichen Entwicklung Russlands mitwirken können. Ihnen müssen wir die Hand reichen anstatt aus der Ferne pauschale moralische Urteile zu fällen. Nur eine differenzierte Bewertung der Konstellation kann uns davor bewahren, aus der sicheren Entfernung des Westens pauschal über Haltungen oder Handlungen von Menschen in Russland zu urteilen.
Eines steht jedenfalls fest: Künstler:innen oder Einrichtungen, die sich solidarisch mit dem von Vladimir Putin initiierten Krieg zeigen, wird das Wiener Konzerthaus ebenso keine Bühne bieten, wie Künstler:innen oder Einrichtungen, die zur Legitimation des Regimes beitragen.
Matthias Naske
Intendant