© Der Standard
Martin Grubinger © Simon Pauly
Yuja Wang © Julia Wesely
Teodor Currentzis © Nadia Rosenberg
Martha Argerich © Adriano Heitmann (Ausschnitt)
Wynton Marsalis © Frank Stewart
Joana Mallwitz © Nicolas Kroeger (Ausschnitt)
Igudesman & Joo, John Malkovich © redesign
Das STANDARD-Konzerthaus-Abo
Erstaunlich, wie sich mit der Zeit Wahrnehmungen verändern: »Bisher habe ich gedacht, dass Richard Strauss der Anführer der Revolution sei. Aber jetzt sehe ich, dass Gustav Mahler der König der Umstürzler ist«, formulierte einst Komponist Johannes Brahms seine Verwunderung über die Lebenszeichen der Moderne. Heute würde Brahms staunen. Die Innovatoren sind längst Tradition geworden; mittlerweile würde niemand mehr die impulsiven Klänge von Strauss und Mahler als umstürzlerisch empfinden. Das Thema lässt sich vertiefen: Das Standard-Abo lädt dazu ein, sich hörend mit den Begriffen Tradition und Innovation auseinanderzusetzen, die einst Brahms grübeln ließen. Als Spiegel jener Vielfalt, die Musik ausdrücken kann, bündelt das Angebot opulente Orchesterkonzerte, glitzernde Solistennamen, Alte und Neue Musik, World Music, Jazz und Comedy. Einige Künstler repräsentieren etwa die altehrwürdige Musikquellen erforschende Form der Traditionspflege: Sie streben danach, dem historischen Original nahezukommen. Im Lichte dieser »historisch informierten Aufführungspraxis« agieren etwa des Amsterdam Baroque Orchestra (mit Dirigent Ton Koopman) wie auch das musicAeterna orchestra of Perm Opera mit dem markanten Dirigenten Teodor Currentzis. Und es mag erstaunen: Sogar in der swingenden Welt existiert nunmehr so etwas wie eine Originalklangbewegung. Das Jazz at Lincoln Center Orchestra (mit Trompeter Wynton Marsalis) rekonstruiert historische Stilformen. Sie werden es hören: Der einzelne Musiker hat nicht mehr die Aufgabe, improvisierend seine Individualität zu zelebrieren. Er soll alte Stile erwecken, dies allerdings sehr musikalisch und intensiv. Darum geht es schließlich – welchen Ansatz ein Künstler auch immer wählen mag. Wenn etwa die Wiener Symphoniker auf die impulsive Starpianistin Martha Argerich treffen oder das ORF adio-Symphonieorchester Wien das frische Schlagwerkkonzert von Innovator Georg Friedrich Haas umsetzt: Es geht um das Lebendigmachen von Noten – ob nun mit traditionellem oder innovativem Ansatz. Im inne auch von Gustav Mahler, der ja festgestellt hat: »Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten.«
(Ljubiša Tošić, Musikkritiker, DER STANDARD)