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Sylvain Cambreling © Marco Borggreve (Ausschnitt)

Klangforum Wien / Cambreling

»Ein Zweifelsfall«

Freitag 16 März 2018
19:30 – ca. 21:15 Uhr
Großer Saal

 

Besetzung

Klangforum Wien

Dörte Lyssewski, Lesung

Hermann Schmid, Lesung

Katrien Baerts, Sopran

Olivier Vivarès, Klarinette

Anders Nyqvist, Trompete

Annette Bik, Violine

Gunde Jäch-Micko, Violine

Dimitrios Polisoidis, Viola

Andreas Lindenbaum, Violoncello

Sylvain Cambreling, Dirigent

Programm

»Ein Zweifelsfall«

Joseph Haydn

Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze Hob. III/50-56 (Fassung für Streichquartett) (Sonata VI. Lento: «Consummatum est!») (1786–1787)

Giacinto Scelsi

Quattro pezzi per tromba sola (1956)

Martin Mosebach

Das Tuch: 1. Dialog

Joseph Haydn

Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze Hob. III/50-56 (Fassung für Streichquartett) (Sonata II. Grave e cantabile: «Amen dico tibi: hodie mecum eris in paradiso») (1786–1787)

Martin Mosebach

Das Tuch: 2. Dialog

Joseph Haydn

Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze Hob. III/50-56 (Fassung für Streichquartett) (Sonata III. Grave: «Mulier, ecce filius tuus, et tu, ecce mater tua!») (1786–1787)

Georges Aperghis

Babil (1996)

Martin Mosebach

Das Tuch: 3. Dialog

Joseph Haydn

Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze Hob. III/50-56 (Fassung für Streichquartett) (Sonata I. Largo: «Pater, dimitte illis, non enim sciunt, quid faciunt») (1786–1787)

Martin Mosebach

Das Tuch: 4. Dialog

Joseph Haydn

Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze Hob. III/50-56 (Fassung für Streichquartett) (Sonata V. Adagio: «Sitio») (1786–1787)

Iannis Xenakis

Jalons (1986)

Martin Mosebach

Das Tuch: 5. Dialog

Joseph Haydn

Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze Hob. III/50-56 (Fassung für Streichquartett) (Sonata IV. Largo: «Eli, Eli, lama asabthani?») (1786–1787)

Martin Mosebach

Das Tuch: 6. Dialog

Klaus Lang

the book of serenity (2007)

Martin Mosebach

Das Tuch: 7. Dialog

Gérard Grisey

Berceuse (Quatre chants pour franchir le seuil Nr. 4) (1996–1998)

Anmerkung

Freie Platzwahl
Dieses Konzert wird im Rahmen einer Kooperation zwischen der Wiener Konzerthausgesellschaft und dem Klangforum Wien durchgeführt. Bitte beachten Sie die mit dem Einzelkarten- oder Abonnementkauf verbundenen Zustimmungserklärungen laut dem Punkt »Datensicherheit (Kooperationsveranstaltungen)« in den Allgemeinen Verkaufs- und Abonnementbedingungen der Wiener Konzerthausgesellschaft.

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»Ein Zweifelsfall«

La Sindone – ein Gewebe mit den Maßen 4,36 x 1,10 Meter, mit großer Wahrscheinlichkeit im 14. Jahrhundert hergestellt, seit September 1578 im Dom von Turin verwahrt. Das Tuch zeigt deutlich das Bild eines Leichnams, der alle Spuren jener Misshandlungen und Torturen trägt, wie sie Jesus von Nazareth nach den Berichten der Evangelien erlitten hat. In der Geschichte der Menschheit ist nie ein Stück Stoff mit größerem wissenschaftlichen Aufwand untersucht worden. Sein Geheimnis hat es dennoch nicht preisgegeben. In seinem für zwei Sprecher geschriebenen Text »Das Tuch« verfolgt Martin Mosebach die Spuren aller Projektionen, aller Hoffnungen und Zweifel, die sich an diesem Stück Stoff seit 700 Jahren kristallisieren: Eine Frau und ein Mann, dargestellt von zwei Größen des deutschen Sprechtheaters, Dörte Lyssewski und Hermann Schmid, führen keinen eigentlichen Dialog. Wir finden sie gleichsam über das Leichentuch gebeugt. Sie studieren es und teilen nüchtern, nachdenklich, versunken die Ergebnisse ihrer Recherche, ihre Funde und Eindrücke mit. Für die beiden hängt von der Untersuchung nichts ab – sie sind mit jedem Ergebnis einverstanden. Es ist Unerklärliches, das wir zu hören bekommen, verstörend und inspirierend zugleich: Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, von denen jede einzelne nachvollziehbar und unbestreitbar erscheint, sind nicht miteinander in Einklang zu bringen. Die Dichte der uns zugemuteten Informationen verlangt große Räume von Stille und Reflexion. Diese stellt das Klangforum Wien mit einem Musikprogramm her, das der Raffinesse von Martin Mosebachs Text um nichts nachsteht. Im Mittelpunkt stehen Joseph Haydns »Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze«. Auf die Sonata Nr. VI »Es ist vollbracht«, die den Konzertteil des Abends eröffnet, folgen Giacinto Scelsis »Quattro pezzi per tromba sola«. Die weiteren zeitgenössischen Werke – »Babil« von Georges Aperghis, »Jalons« von Iannis Xenakis und »book of serenity« von Klaus Lang – heben die Qualitäten der menschlichen Stimme ins Bewusstsein oder laden zum Verständnis des Weges als Ziel ein, bevor mit dem abschließenden Wiegenlied, der »Berceuse« aus Gérard Griseys »Quatre chants pour franchir le seuil« der Schluss gefunden wird: Auf den Schlaf folgt das Erwachen.

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