Wiener Philharmoniker / Karg / Harding
Freitag
20
September
2019
19:30 – ca. 22:00 Uhr
Großer Saal
Veranstalter & Verantwortlicher
Wiener Konzerthausgesellschaft
Millionen und Abermillionen
»Der erste Satz beginnt, als ob er nicht bis drei zählen könnte, dann aber geht es gleich ins große Einmaleins und zuletzt wird schwindelnd mit Millionen und Abermillionen gerechnet«, fasste Gustav Mahler das Konzept für seine 4. Symphonie einmal zusammen. In diesem Werk stülpt er sich eine Narrenkappe über und bricht sein großes symphonisches Welttheater durch Ironie und Distanz auf die Dimensionen einer Puppenbühne herunter: Da tritt dann auch der Tod in groteskem, halb komischem Gewand auf. Aber kindlicher Naivität in Gestalt einer so reinen Sopranstimme, wie Christiane Karg sie besitzt, ist es vorbehalten, zuletzt gar einen naiven Blick ins
Paradies zu tun. Großartig, dass Daniel Harding Mahlers Symphonie eine andere Vierte voranstellt, die gleichfalls im Nichts endet – aber in einem Nichts der Resignation: jene von Jean Sibelius, entstanden in Mahlers Todesjahr 1911. Welches Stück beginnt schon mit einem auskomponierten Ritardando? In Gang zu kommen heißt hier gleich einmal, sich einzubremsen, sich der Spannung auszusetzen, die das vom Tritonus bestimmte Eröffnungsmotiv birgt. Es ist nur die erste von vielen Überraschungen in diesem mit schmerzlichen Wendungen und rätselhaften Schönheiten gespickten Werk, dem vielleicht düstersten, herbsten unter den Symphonien des finnischen Individualisten.