Janine Jansen / Alexander Gavrylyuk
Samstag
16
März
2019
19:30 Uhr
Mozart-Saal
Veranstalter & Verantwortlicher
Wiener Konzerthausgesellschaft
Zurück zur Balance
Sie war gerade einmal 19 Jahre alt, als sie mit dem London Philharmonic Orchestra unter dem Dirigat von Vladimir Ashkenazy ihr Debüt gab. Seither ist Janine Jansen eine feste Größe im internationalen Konzertgeschehen. Die niederländische Geigerin überzeugt als Solistin bei großen symphonischen Konzerten, bei Soloabenden und als Kammermusikerin. Über 130 Auftritte absolvierte sie jährlich weltweit – zu viel, wie sich herausstellen sollte. »Ich hatte den Eindruck, mit voller Geschwindigkeit gegen die Wand zu laufen, fühlte mich ausgepowert und musste eine sechsmonatige Pause einlegen«, berichtete sie in einem Interview. Das war 2010 – jetzt spielt sie nur noch rund 80 Konzerte jährlich mit besonders ausgewählten Programmen, vergleichsweise viel kammermusikalisches Repertoire. Reduktion schafft Qualität.
Ihre Leidenschaft für Kammermusik ist familiär begründet. Jansen entstammt einer Musikerfamilie wie sie im Buche steht: Ihr Großvater leitete einen Kirchenchor, in dem die Mutter sang; ihr Onkel Peter Kooij ist Sänger und Spezialist für historische Aufführungspraxis. Vater Jan und Bruder David spielen Cembalo, ihr älterer Bruder Marten Cello. Zuhause in Utrecht, wo sie 2003 ein Internationales Kammermusikfestival begründete, wird oft zusammen gespielt. Janine Jansen erklärte dazu einmal: »Man muss für Kammermusik die Musiker sehr gut kennen, um nicht immer wieder von vorne anzufangen. Erst mit Freunden kann ich tief genug in das Verständnis der Werke eindringen.«
Ein Zugang, der einen deutlichen Vertrauensbeweis an Alexander Gavrylyuk darstellt. Mit dem Pianisten begeistert Jansen gerade auf einer Rezital-Tournee durch Europa Liebhaberinnen und Liebhaber des kammermusikalischen Repertoires.
1984 in der Ukraine geboren, inzwischen zum Australier geworden, erlebte Alexander Gavrylyuk beim Internationalen Horowitz Wettbewerb bereits 1999 seinen Durchbruch – ein früher Start in eine internationale Karriere, ähnlich wie bei Janine Jansen. Der Pianist sieht die Interpretation jedes einzelnen Werks als Herausforderung: »Ich versuche mich in die Zeit zurückzuversetzen, in der das Stück komponiert wurde. Ich versuche die Bedingungen, unter denen das Werk geschrieben wurde, zu verstehen – die möglichen Einflüsse anderer Kunstrichtungen, wie Bildende Kunst, Volksmusik und Sprache, selbstverständlich auch den unmittelbaren emotionalen Gehalt der Musik«, erzählte er in einem Interview. »Es ist immer ein faszinierender und fesselnder Prozess.«
Ein Prozess, der sicher auch bei den drei ausgewählten Werken, die Jansen und Gavrylyuk im Mozart-Saal zur Aufführung bringen, von besonderem Reiz war. Bei Robert Schumanns Violinsonate Nr. 1 op. 105 zum Beispiel – einem Spätwerk, in dem Harmonie und Düsteres einander begegnen. Oder bei Prokofjews Violinsonate op. 94a, die 1943 mitten im Krieg zunächst als Flötensonate erklang. Auf besonderen Wunsch des berühmten Geigers David Oistrach bearbeitete Prokofjew das Werk für Violine und Klavier: ein vortrefflicher Entschluss, denn Komponist und Geiger wurden bei der Moskauer Uraufführung 1944 gefeiert. Von Erfolg gekrönt waren auch die Aufführungen von César Francks Sonate A-Dur für Violine und Klavier, die zu einem der bedeutendsten Werke dieser Gattung avancieren sollte.
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