Das STANDARD-Konzerthaus-Abo
Ihr Wahl-Abo im Wiener Konzerthaus
Wie sich dem Phänomen Musik nähern, wie sein Geheimnis ergründen? Hörend und genießend natürlich. Sind aber nicht Verstand und Wissen im Wege? Soll man grübelfrei hören, Wissen und Analysen ignorieren, die vielleicht tiefe Erkenntnisse ermöglichen? Auch Interpreten fragen sich dies. Daniel Barenboim etwa, der im Rahmen dieses Zyklus mit den Wiener Philharmonikern Gustav Mahlers 9. Symphonie dirigieren wird, sieht kein Entweder-oder, nur eine Koexistenz von Gefühl und Verstand: »Die geschriebenen Noten können uns die Vorstellungskraft des Komponisten vermitteln – seine unausgedrückten Gedanken. Doch nur durch unsere Fantasie können wir die volle Bedeutung der Geschriebenen verstehen. In der Musik kann es keine Trennung zwischen Gedanken und Emotion geben, zwischen Vernunft und Intuition. Doch nach jeder Beobachtung und Analyse gibt es immer ein Element, das unbegreiflich bleibt.«
Ja, etwas Unbegreifliches bleibt. Ein großer Interpret aber lüftet mit seiner Vision immerhin einen Teil des Geheimnisses. Das vorliegende Abonnement vereint denn auch Könner, von denen Erhellungen zu erhoffen sind: Da vermittelt der Dirigent Philippe Jordan zwischen seinen Wiener Symphonikern und dem Pianisten Pierre-Laurent Aimard. Da hört man das Ensemble Musica Aeterna zusammen mit der impulsiven Geigerin Patricia Kopatchinskaja; und das ORF Radio-Symphonieorchester Wien trifft den Geiger Sergej Krylov. Auch die große US-Violinistin Hilary Hahn ist Teil des Zyklus. Da ist aber noch mehr: Das Kollektiv Gansch & Roses vereint Virtuosität und Humor über Stilgrenzen hinweg. Aleksey Igudesman und Hyung-ki Joo sind Meister heiterer Musikpointen. Die Musicbanda Franui führt Klassiker wie Franz Schubert raffiniert in kunstvoll-folkloristische Sphären. Und wer Intensität schätzt, ist bei Martin Grubingers Percussive Planet gut aufgehoben. Ob er nun grübelfrei hört oder nicht.