ORF Radio-Symphonieorchester Wien / Alsop
»Marin Alsops Antrittskonzert als Chefdirigentin des RSO Wien«
Donnerstag
24
Oktober
2019
19:30 – ca. 21:30 Uhr
Großer Saal
Besetzung
ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Damen der Wiener Singakademie, Chor der Nonnen
Aušrinė Stundytė, Susanna
Renée Morloc, Klementia
Annette Schönmüller, Alte Nonne
Caroline Baas, Eine Magd
Enzo Brumm, Ein Knecht
Kateryna Sokolova, Regie
Marin Alsop, Dirigentin
Programm
Christopher Rouse
Rapture (1999–2000)
Lera Auerbach
Evas Klage. O Blumen, die niemals blühen werden (2019) (UA)
Kompositionsauftrag von ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Baltimore Symphony Orchestra, Radio Filharmonisch Orkest und Wiener Konzerthaus
Paul Hindemith
Symphonie »Mathis der Maler« (1933–1934)
***
Sancta Susanna. Oper in einem Akt op. 21 (1921)
Halbszenische Aufführung in deutscher Sprache
Anmerkung
Gemeinsam veranstaltet mit RSO Wien
Medienpartner Ö1 Club
Zyklus
RSO Wien
Links
https://rso.orf.at
https://www.marinalsop.com
Veranstalter & Verantwortlicher
Wiener Konzerthausgesellschaft
Wundervoll und fabelhaft
»Sie ist fabelhaft. Sie ist
einfach wundervoll«, sagte
Konzerthaus-Ehrenmitglied
Leonard Bernstein über seine
Studentin Marin Alsop.
Nun gibt die US-Musikerin
ihr Antrittskonzert als Chefdirigentin
des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien
mit einem Programm, das
wundervoll und fabelhaft ist:
Gefüllt mit Musikdramatik von
Konzerthaus-Ehrenmitglied
Paul Hindemith und Musikpoesie
der Russin Lera Auerbach.
1933, als Deutschland NS-Diktatur
wurde, spielte der exzellente Geiger
und Bratschist Paul Hindemith im
Wiener Konzerthaus Bibers »Rosenkranzsonaten«, in Berlin Bach für
Verfolgte des Regimes im Untersuchungsgefängnis
Moabit und wandte
sich der Figur des Renaissancemalers
Matthias Grünewald zu, dem mutigen
und spirituellen Künstler, der sich in
den Bauernkriegen von den erzbischöflichen
Machthabern ab- und den
Rebellen zuwandte. Der Komposition
der Oper »Mathis der Maler« schickte
Hindemith eine Symphonie voraus, deren
Uraufführung Wilhelm Furtwängler
1934 in Berlin noch dirigieren konnte,
ehe es einen Aufführungsboykott der
Werke Hindemiths durch die Nazis
gab, das den Komponisten ins Exil –
zunächst in die Schweiz, dann in die
USA – trieb. Auch wenn Hindemith
nach dem Krieg europaweit große Anerkennung
als Komponist und Dirigent
fand, geriet seine Musik nach seinem
Tod zusehends auf ein Nebengleis der
Musik des 20. Jahrhunderts. Da steht
sie bis heute.
Daher kommt es einem großartigen
Statement gleich, dass die
US-Amerikanerin Marin Alsop ihren »Landsmann« (Hindemith war seit
1946 US-Staatsbürger) gleich mit zwei
Werken in den Mittelpunkt ihres Antrittskonzerts
stellt: mit der Symphonie
»Mathis der Maler« sowie dem Einakter
»Sancta Susanna« aus dem Jahr
1921. Diesem ekstatischen Crescendo
über satanische Erscheinungen einer
Nonne wird man auch ein Jahrhundert
später nichts von der aufrührerischen
expressionistischen Kraft absprechen
können, die von der halbszenischen
Aufführung im Wiener Konzerthaus
noch verstärkt werden wird. Dass
Hindemiths heilige Musikdramatik der
Susanna und des Mathis von einem
neuen Werk Lera Auerbachs präludiert
wird, die 2005 mit dem Hindemith-
Preis des Schleswig-Holstein
Musik Festivals ausgezeichnet wurde,
ist eine fabelhafte Fügung. Der Titel
von Auerbachs Novität »Die Blumen,
die niemals blühen werden«, verspricht
Poesie einer Komponistin, die
auch als Dichterin vieles zu sagen hat.
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